Das Spiel


Der Krieg der Assasinen
Erstellt am 10.09.2001


Eines gleich vorweg: Emperor ist das bislang einzige Strategiespiel, bei dem mein P3 700 wirklich hart an seine Grenzen stieß - und das schon bei relativ niedrigen Grafik-Einstellungen. Solltet ihr einen PC besitzen, der vom Leistungsspektrum her niedriger als unser Teststandardsystem angesiedelt ist, könnt ihr euch den Test hier getrost schenken, denn unter dieses Voraussetzungen würde euch Westwoods neuestes Echtzeitstrategiespiel sowieso keine Freude bereiten.

Zum Spiel: Auch wenn das Game den offiziellen Titel "Emperor - Battle for Dune" trägt, handelt es sich hierbei ganz klar um den Nachfolger von Realtime Oldie Dune 2 bzw. seinem eher misslungenem Remake Dune 2000. Dementsprechend fängt auch die Story von "Dune 3" dort an, wo sie bei den Vorgängern endete: Mit dem Tod des Imperators Frederick IV., der einem bösärtigen Mordanschlag aus seinen eigenen Reihen zum Opfer fiel. Durch dessen Tod und den daraus resultierenden Unruhen sieht die Raumfahrergilde, die ohne das Spice nicht die Möglichkeit hat, überdimensionale Flüge durchzuführen, eine Bedrohung in ihrer Existenz. Also kommt sie auf eine ganz verwegene Idee: Sie lässt die größten drei Häuser um den Planeten Dune kämpfen - der Gewinner soll die exklusiven Spice-Schürfrechte erhalten und seinem Haus damit zu ungeahnter Macht verhelfen. Das Ganze nennen sie dann noch den "Krieg der Assasinen" und fertig ist die Vorgeschichte - na, wenn das mal nicht äußerst originell ist, dann weiß ich's auch nicht...

Wie immer hat der Spieler die Auswahl zwischen dem Haus Atreides (die Guten), dem Haus Harkonnen (die Bösen) und dem Haus Ordos (den Egoisten). Jedes Haus bietet, anders als beim Vorgänger, komplett andere Einheiten. Während die Ordos eher leicht gepanzerte Hovercraft Fahrzeuge mit hoher Durchschlagskraft und großer Reichweite, aber wenig Wiederstandsfähigkeit ins Feld führen, setzen sowohl Harkonnen als auch Atreides auf schwer gepanzerte Allzweckkampfmaschinen. Richtig schön sind dabei vor allem die Einheiten der Atreides geraten - hier hat sich Westwood ziemlich stark am Battletech Fuhrpark bedient. Richtig gut gemacht ist die Tatsache, dass Dune 3 endlich das wahrmacht, was ich bei so manch einem Echtzeitstrategical vermisse: jede Einheit des Gegners kann mit einer bestimmten Einheit besonders effizient vernichtet werden. Wer sich einen guten Mix aus verschiedenen Kampfgeräten zusammenstellt hat es in dem Spiel eindeutig einfacher; allerdings: wer einfach Massen an Einheiten des gleichen Typs produziert (und da ist bei dem Überschuss an Spice kein Problem) gewinnt das Spiel genauso - doch dazu später mehr.

Die größte und auffälligste Neuerung an Emperor - Battle for Dune ist eindeutig die grafische Umsetzung. Wer dachte, er bekommt die übliche Strichmännchen-Grafik aus Command&Conquer 3 und Red Alert 2 vorgesetzt, muss sich nun eines besseren belehren lassen, denn stattdessen schießen die Jungs von Westwood eine volle 3D Breitseite auf die Spieler ab, die in ihrer technischen Umsetzung wirklich gelungen ist. Nicht nur, dass die grafischen Effekte dieser neuen Engine sehr schön anzusehen sind (vor allem die Explosionen und herumwirbelnde Sandstürme), nein, grade beim Heranzoomen an die einzelnen Einheiten ist man manchmal von der Detailverliebtheit der Polygonen echt überrascht - so etwas sah man bislang in keinem anderen Strategiespiel, das sich dem Thema 3D verschrieben hat. Nicht ganz so bombastisch sind hingegen die Texturen, die über die Einheiten gelegt wurden und die deshalb auch nicht gerade dazu beitragen, dass man die Einheiten gut auseinanderhalten kann. Tatsache ist, und das ist das Kreuz jedes 3D Strategiespiels, dass man grade bei den Fußsoldaten wirklich Probleme hat zu erkennen, um wem es sich dabei handelt. Folge: Man muß nah heranzoomen, um etwas zu erkennen - und das ist natürlich äußerst nervig während eines heißen Gefechts. Apropos Zoomen: Es ist natürlich möglich, die Karte stufenlos zu drehen und zu zoomen. Per Tastendruck kommt man wieder in eine fest eingestellte Perspektive zurück. Schön gelungen ist Westwood auch das tranparente Benutzerinterface, das zwar in seiner Funktionalität mal wieder vollkommen allen Spielen gleicht, die Westwood seit Command&Conquer auf den Markt gebracht hat (sprich: Gebäude und Einheiten werden per Mausklick in Auftrag gegeben, mehrere Gebäude des gleichen Typs erhöhen die Produktion nicht), aber dafür vom Stil her sehr cool designed wurde.

Screenshot von ATG


Screenshot von ATG


Screenshot von ATG
Ein Nachteil der 3D Engine ist aber offensichtlich: Mit allen Details, hoher Auflösung und 32 Bit Farbtiefe ist das Spiel auf unserem Testsystem ( immerhin einem Mittelklasse Pentium) absolut unspielbar. Erst nachdem wirklich die meisten Details auf niedrig gestellt wurden und eine niedrigere Farbtiefe ausgewählt wurde, war Emperor normal lauffähig. Das witzige dabei: Will man das Spiel in der besten Perspektive spielen, zoomt man die Darstellung sowieso ganz raus und hat dann grafisch gesehen einen eher geringen Unterschied zwischen der höchsten und der noch spielbaren Qualität. Ein weiteres technisches Problem möchte ich euch ebenfalls nicht vorenthalten, auch wenn es nicht unbedingt am Spiel selbst liegen muß: Zum einen dauerten die Speichervorgänge während einer Mission ungewöhnlich lange, obwohl die Festplatte keine sichtlichen Aktivitäten vorzuweisen hatte. Zum anderen gab es des öfteren Probleme beim Lesen der Emperor-CDs, was natürlich auch an meinem DVD Laufwerk liegen kann.
Screenshot von ATG


Screenshot von ATG


Screenshot von ATG
Wie man es von allen Spielen aus dem Hause Westwood gewohnt ist, wird man als Konsument mit massig Videosequenzen beglückt, die schon bei der Auswahl der drei Häuser zu sehen sind und daher gleich zu Anfang eine wirklich nette Stimmung aufkommen lassen. Im Laufe des Spiels werden dann noch einige Missionsbeschreibungen mit Videosequenzen untermalt - doch mehr als rund 10 Stück gibt's bei keinem Haus. Alles weiteren Aufträge werden mit Text- und Sprachausgabe erklärt. Wie schon bei Dune 2 üblich, wird vor jedem neuen Gefecht eine Karte von Dune eingeblendet, die in einzelne eingefärbte Abschnitte unterteilt ist. Jede Farbe repräsentiert eines der Häuser und zeigt damit an, wem welche Gebiete gehören. Anders als beim Vorgänger hat man bei Emperor allerdings wirklich die Auswahl zwischen mehreren Gebieten, die man erobern kann. Da bei der neuesten Dune Auflage noch einige Untergruppen wie die Häuser IX & Tleilaxu, sowie des Imperators Sardaukar und die Ureinwohner Fremen dazugekommen sind, hat Westwood versucht, die Missionen der einzelnen Kartenabschnitte etwas interessanter zu gestalten, indem man z. B. den IX helfen soll, sich bei den Tleilaxu zu rächen und man im Gegenzug deren Technologie oder Kampfunterstützung in den nächsten Missionen erhält. Alles in allem eine gute Idee - doch in ihrer Ausführung oftmals nicht so perfekt geraten. Da geraten Text- und Sprachausgabenschnipsel manches mal durcheinander, der Ausgang einer Mission ist teilweise völlig irrelevant, weil man auf die Hilfe der Unterhäuser eh meist verzichten kann u.s.w. - die Gefechte laufen im Endeffekt dann doch immer darauf raus, einfach die Karte einzunehmen. Nach jedem Kampf sind die anderen Häuser am Zug, wobei mindestens eines der Häuser versucht, eines unserer Gebiete zu erobern - ein Optionsmenü lässt dem Spieler die Auswahl zwischen der Verteidigung oder der Aufgabe des Gebietes.

Rein theoretisch kann man in Emperor die gesamte Karte von seinen Gegnern befreien und alle Gebiete verteidigen, praktisch gesehen braucht man das aber gar nicht. Wer den kürzesten Weg zum Sieg gehen möchte, nimmt einfach immer die Kartenabschnitte, die ihn direkt zu der Hauptbasis eines feindlichen Hauses bringt. Danach ist der Weg immer gleich: Hauptbasis erobern, Heimatwelt des Hauses erobern und schließlich die Endmission gegen die Raumfahrergilde. Auch die Missionen an sich lassen sich im Grunde immer auf die gleiche Art und Weise gewinnen: Eine kleine Armee erstellen, herausfinden wo die Spice Sammler des Gegners postiert sind und diese Wegballern. Irgendwann geht dem Feind das Geld und die Einheiten aus und man hat leichtes Spiel, die Basis zu erobern.

Überhaupt ist die KI des Spiels auf niedrigem Niveau - es wird des öfteren wirklich zum Geduldsspiel seine Einheiten anständig durch eine enge Gasse zu bugsieren und wenn man dann noch mit sehr langsamen Einheiten zugange ist und diese sich in alle Richtung zerstreuen oder eine Einheit irgendeinen seltsamen Weg nimmt, obwohl rein optisch gesehen noch Platz zum Durchfahren gewesen - ja, dann ist das Chaos perfekt und der Spieler rauft sich die Haare. Ebenfalls lustig: Bei Einheiten mit großer Reichweite kann man den Gegner mühelos beschießen, ohne dass dieser auch nur einen Finger rühren würde, um sich zu wehren.

Der Sound: Wie immer bietet auch dieses Westwood Spiel einige sehr schöne Musikstücke und wirklich gut klingende Sound FX. Die Synchronisation der Videosequenzen und der Sprachausgabe ist auf gewohnt professionellen Niveau.

Und noch ein paar Restinformationen: Das Spiel umfasst 4 CDs - drei davon sind für die einzelnen Häuser reserviert. Das beiliegende Handbuch würde ich persönlich nicht als solches bezeichnen - aber solch dünne Gerippe sind im Zeitalter der DVD Hüllen wohl gängiger Standard. Während ich diese Zeilen schreibe, gibt es bereits zwei Patches, die die gröbsten Fehler des Spiels beheben sollen. Aktuelle Patchversion ist 1.07.

Text von ATG

Meinung und Bewertung
Meinung von
Tester: ATG
Meinung: sehr gut
Emperor ist eines dieser Games, die ich wirklich heiß und innig erwartet habe - und der Tag, als es dann endlich auf den Markt kam (nachdem Gamestar es schon 1 ½ Monate vor Erscheinen getestet hatte), ließ meine Laune extrem in die Höhe schnellen. Doch leider leider - es bestätigte sich wieder einmal meine Meinung über 3D Grafik und Echtzeitstrategiespielen: beide passen einfach nicht zusammen und das, obwohl sich Westwood diesmal wirklich Mühe gab, etwas anständiges auf die Beine zu stellen.

Die negativen Seiten von solchen Polygonspielerein sind schnell aufgezählt. Es fehlt an Wiedererkennungswert - die Einheiten wirken teilweise einfach zu steril. Darüberhinaus zieht die zweifellos sehr ansehnliche 3D Engine des Spiels die Systemperfomance dermaßen in den Keller, dass Emperor nur mit wirklich niedrig gestellten Grafikoptionen überhaupt spielbar war und selbst dann gingen die Frames per Second bei größeren Kampfaktivitäten deutlich nach unten. Und was soll das ganze Gezoome und Gedrehe? Ich hab das überhaupt nicht gebraucht und wenn doch, dann nur, weil die Polygonfiguren aus der Entfernung so schlecht zu unterscheiden waren, dass mir gar nix anderes übrig blieb, als heranzuzoomen. Sicher, alle Spezialeffekte sahen wirklich hervorragend aus - vor allem die Sandstürme und die Würmer machen einiges her, aber wenn das die einzigen Vorteile sind, dann kann ich auf diese Art der Grafikdarstellung gern verzichten.

Auch wenn das Spielprinzip wieder mal äußerst simpel ("Karte erobern") und die KI der Gegner und der eigenen Figuren unangenehm niedrig ist, hat zumindest die erste Kampagne (ich fing mit den Ordos an) schon deutlichen Spaß gemacht - dazu trugen unter auch die ganz gut gemachten Videosequenzen bei. Spätestens jedoch, wenn man den Wurmimperator zum ersten Mal ins Jenseits geschickt hat, wird das Game ein ganzes Stück langweiliger. Das Durchspielen der zweiten Kampagne mit den Atreides war ein Betrachten der Videosequenzen mit störendem Spiel dazwischen. Im dritten Anlauf mit den Harkonnen schließlich musste ich mich zum Spielen fast schon zwingen ("nur noch das Level, dann hab ich's ja geschafft...) - und so sollte es ja nun nicht unbedingt sein.

Fazit: Westwood hat hier gute Arbeit geleistet. Man hat eine sehr gute Grafik-Engine gebaut, die zwar noch an Performance Problemen leidet, aber insgesamt gesehen sehr leistungsstark ist. Um diese Engine auszutesten, hat man ein Spiel drumherum gebastelt, dem meiner Ansicht nach irgendwie der letzte Pfiff fehlt und das nicht mit sonderlich viel Hingabe erstellt wurde. Und so bleibt mir nur ein Resume zu ziehen: Ein solides und gutes Spiel, das durchaus spielenswert ist, aber trotz Bombast-Grafik nichts in der Riege der echten Klassiker zu suchen hat.
Wertung: 78 %

Hardware Labor

Genre: Strategie
Erschienen: 07/2001
.
Cel 366 / 192MB
Riva TNT2 M64 32MB
:
PIII 700 / 256MB
Geforce2 MX 32MB
: Noch spielbar
. .
Hersteller
Schwierigkeitsgrad
Multiplayer
Sprache
:
:
:
:
Westwood Studios
Variabel (leicht, mittel, schwer)
Netzwerk, Internet
deutsch
 

Copyrights 2001