Das Spiel

Unreal
Zu schön, um real zu sein?
Letzte Änderung am 15.08.99


Ich schreibe diesen Artikel Anfang '99 und kann mit Fug und Recht behaupten, daß Unreal trotz seines Alters (es erschien ca. vor einem halben Jahr) und der großen Konkurrenz, die es auf dem Markt gibt, noch immer die schönste Grafik des Genres besitzt. Darüber hinaus wird Unreal von den meisten Fachzeitschriften und Spielern neben Half Life als das beste derzeit erhältliche 3D Ego Shooter Game angesehen. Ob dem wirklich so ist, muß wohl jeder individuell für sich entscheiden und der folgende Test soll dabei helfen...

Unreal ist wie bereits erwähnt ein 3D Shooter, der als direkter Konkurrent zu Quake 2 in den Läden erschien. Viele Jahre und Ankündigen hat es gedauert, bis das Produkt von Epic Megagames endlich das Licht der Welt erblickte. Betrachtet man die Grafikengine und die KI, dann weiß man, warum die Programmierer derart lang zur Entwicklung gebraucht haben.

Die Vorgeschichte ist bei einem 3D Shooter an für sich schon immer uninteressant gewesen. Es gibt aber Leute, die Unreal im Gegensatz zu anderen Genre Kollegen ein gewisses Maß an Story Line zusprechen und daher wollen wir auf die Geschehnisse ein wenig eingehen:

Das Spiel beginnt damit, daß wir Sträfling per Raumschiff auf einem fremdem Planeten namens Gryphon abstürzen und plötzlich ganz auf uns allein gestellt. Anstatt in einer Gefängniszelle zu schmoren, befindet sich unsere Spielfigur jetzt also in Freiheit - eigentlich ein Grund zu feiern, oder? Guten Mutes machen wir uns also auf den Weg, um den Ausgang aus dem riesigen Raumschiff zu finden (welches nur noch für den Schrottplatz Verwendung finden dürfte) und hören plötzlich Schreie! Wir laufen also schnellen Schrittes in Richtung der Hilferufe und können grade noch so erkennen, wie ein seltsames Monsterwesen über einen der Wärter herfällt und diesen in Stücke reißt. Dann verschwindet es mit einem Affenzahn und läßt uns mit dem Resten der armen Person allein, die eben in Gras beißen mußte...

Die Aufgabe ist also klar: Wir müssen von diesem ungastlichen Planeten entkommen, der scheinbar recht blutrünstige Wesen beherbergt. Zwischen Explosionen und Erschütterungen des Schiffswracks findet man dann schließlich eine Waffe, einige Medikamente und haufenweise Logbücher, die darauf hinweisen, daß wir nicht die einzigen Überlebenden des Unglücks waren. Dabei liegt die Betonung auf "waren", denn die Verfasser der Logbücher liegen meistens etwas zerfetzt direkt neben diesen.

Wie man jetzt schon sieht ist das Spiel recht blutig und gehört nicht gerade in Kinderhände. Die Story beschränkt sich im wesentlichen auf die Log Bücher, die allerdings auch nicht sonderlich interessant sind. Viel spannender dagegen ist schon der Anfang: Man versucht aus dem Schiff zu entkommen, sieht überall Leichen und wird dabei immer wieder von farbenfrohen Explosionen und Beben erschüttert, die dem Spiel einen tollen Flair verleihen. Später dann kann man dem Wrack entkommen und befindet sich in einer wunderschönen Außenwelt, die eine paradiesische Idylle vermittelt. Doch der Schein trügt zuweilen und man sollte so schnell wie möglich versuchen, weitere Waffen zu finden, um nicht mehr auf die anfängliche Strahlenpistole (die allerdings auch erst mal gefunden werden muß) angewiesen zu sein.

Das Spiel bietet im Gegensatz zu seinen Konkurrenten zwei echte Highlights:

Das, was gleich zu Anfang ins Auge sticht ist ohne Zweifel die Präsentation von Unreal, die im Genre bislang seinesgleichen sucht. Wo fangen am besten mit der Beschreibung an? Nun ja, die Lichteffekte sind z. B. vom Feinsten! Die Strahlenwaffen verschießen farbenprächtige Salven, Explosionen erfüllen den Bildschirm mit bombastischen Grafikeffekten, Licht- und Schattenspiel gibt es allerorten. Wer Forsaken kennt, kann sich unter den Lichteffekten schon ungefähr vorstellen, wie es aussieht. Der Unterschied ist nur, daß damit Forsaken's grafische Finesse auch schon ausgeschöpft wäre - bei Unreal geht es jetzt erst los.

Die Texturen der Wände und Monster ohne Konkurrenz! Atemberaubende Gebäude zieren die Levellandschaften und die Außenwelt sieht sowieso aus wie ein einziger utopischer Garten. Auch mit transparenter Grafik wurde nicht gegeizt, was man besonders gut an einem Tümpel sehen kann. Einziger Minuspunkt ist in dieser Hinsicht die grafische Präsentation der Waffen, die teilweise recht unspektakulär in Szene gesetzt worden. Dies ist allerdings reine Geschmackssache. Alles in allem wird aber die gesamte Power einer modernen 3D Karte ausgenutzt, welche nach Möglichkeit auch in dem heimischen Rechner schlummern sollte...

Der zweite große Pluspunkt des Spiels sind die sehr intelligenten Gegner. Es gibt bei Unreal ein breite Palette von weniger schlauen, aber dafür kraftvollen Gegnern, über Allrounder bis hin zu den sehr trickreichen und saustarken Skaarj, die unseren Schüssen ausweichen und verschiedene Kampftaktiken anwenden, um uns in die Knie zu zwingen. Doch egal ob stark oder schwach - generell kann man sagen, daß es bei diesem Spiel weit weniger Gegner gibt, die man gleichzeitig bekämpfen muß, als bei den Konkurrenzprodukten. Vielmehr sind hier Timing und Kampfintelligenz gefragt.

Das Leveldesign hebt sich auch ein wenig vom sonst üblichen Standard ab. Viele Räume sind gleichzeitig betretbar - ein nacheinander Abspielen wie bei vielen anderen Spielen des Genres ist damit nicht zwingend notwendig. Trotzdem macht es Sinn, die Abschnitte Stück für Stück zu absolvieren, anstatt ohne Plan durch die Gegend zu rennen.

Screenshot von ATG


Screenshot von ATG


Screenshot von ATG


Screenshot von ATG


Screenshot von ATG


Screenshot von ATG
Das Spiel besitzt eine breite Auswahl an Kriegsgerät, das seit Duke Nukem 3D auch endlich mal wieder etwas mehr Mut zur Kuriosität zeigt. Mit dem Eight Ball verschießt man z. B. bis zu 6 Granaten gleichzeitig auf seinen Gegner (je nachdem, wie lange man die Taste gedrückt hält). Die Strahlenpistole, die man ganz zu Anfang besitzt darf zudem mehrmals ausgebaut werden und wird dann erst so richtig stark. Das geilste Teil in der Sammlung dürfte allerdings das Rarzorjack sein, welches rasiermesserscharfe Klingen in einem irren Tempo auf seine Gegner niederprasseln läßt. Da bleibt so schnell kein Auge trocken.

Insgesamt gibt es 10 Schießprügel, die allerdings wie schon aus Jedi Knight bekannt über einen zweiten Modus verfügen, der sich manchmal recht stark von der "allgemeinen" Benutzung der Waffe unterscheidet. Gesteuert wird über Tastatur, Maus und Joystick. Ich schätze allerdings, daß Profi Spieler um die Benutzung der Tastatur/Maus Kombination gar nicht herum kommen.

Ein besonders tolles Feature ist trotz des an sich schon recht ausgetüftelten Solomodus eine Mehrspielerpartie. Hier kann sich das Spielerherz nach Lust und Laune austoben - egal ob im Netzwerk, im Internet oder (so witzig es klingen mag) als Solospieler. Unreal bietet nämlich einige hochintelligente Bot's, die es wirklich in sich haben. Ungeübte Spieler werden Mühe haben, diese computergesteuerten Kerle mit ihrer KI in Sachen Abschüsse selbst auf der leichtesten Stufe zu überholen. Andere Spiele haben da im Moment nichts vergleichbares zu bieten. Außerdem gibt es zahlreiche Einstellmöglichkeiten wie z. B. das (wirklich coole) Aussehen unseres Sträflings und einige sehr ausgefeilte Multiplayer Arenen, die diesen Namen endlich mal zurecht verdienen.

Text von ATG

Meinung und Bewertung
Meinung von
Tester: ATG
Meinung: sehr gut
Unreal ist auf dem schmalen Grad zwischen zünftiger 3D Action und taktischer Finesse angesiedelt. Zwar wird man durch die sehr intelligenten und starken Gegner nicht mit Monstermassen überschüttet, doch dafür sind die Kämpfe trotzdem derart fetzig gestaltet, daß man auf keinen Fall sagen kann, daß es hierbei um einen eher gemächlichen Genrekollegen der Marke Jedi Knight handelt. Spieler der Kategorie Monstermetzger brauchen sich daher auf keinen Fall ausgeschlossen fühlen auch wenn man sich bei Unreal eine Strategie zurechtlegen muß, um einen Gegner zu besiegen.

Besser als Jedi Knight, Hexen 2 oder gar Forsaken ist es jedenfalls allemal. Dazu trägt zum einen die optimale Präsentation des Spieles bei, zum anderen die tolle Levelgestaltung, die einen Langweiler wie Forsaken klar in seine Schranken verweist.

Besonders toll finde ich übrigens den Multiplayer Modus, der endlich mal die Qualitäten eines Duke Nukem 3D erreicht und das im zeitgemäßen Outfit. Vor allem das Leveldesign und die höchst konkurrenzfähigen Bots haben es mir hierbei angetan, so daß ich auch alleine so manche Multiplayer Partie durchspiele.

Die Hardwareanforderungen sind früher recht happig gewesen. Doch in Zeiten von 450 MHz Pentium 2 Systemen kann man eigentlich sagen, daß sie durchaus im normalen Bereich liegen. Zum optimalen Spielen sollte ein Pentium ab 233 MHz vorhanden sein; besser wäre allerdings ein 300 MHz Celeron, der dann in Kombination mit einer Voodoo 1 oder 2 Grafikkarte auch in höheren Auflösungen keinerlei Wünsche mehr offen läßt.
Wertung: 84 %

Meinung von
Tester: Tom
Meinung: Level Attack Hit!!!!
Bei dieser Grafikpracht bleibt einem doch gleich die Spucke weg. Schon zu Anfang gelingt es dem Spiel, eine perfekte Atmosphäre aufzubauen, die auch vom Sound gefördert wird.

Wer eine gute 3D Grafikkarte in seinem Rechner schlummern hat, kann sich an defekten Gasleitungen erfreuen, die mit neongrünen Lichteffekten das Dunkel erhellen; prächtige Explosionen lassen das Raumschiff (und uns) kräftig erschüttern und spiegelglatte Eisflure sehen nicht nur total realistisch aus, sondern fühlen sich beim Darübergehen auch so an.

Auch später läßt uns Unreal in wunderschönen Locations umherlaufen bzw. kämpfen, wobei die Alienrasse Skaarj zu den härtesten Gegnern gehört, die jemals ein 3D Shooter verpaßt bekommen hat. Die Waffen sehen zwar nicht ganz so spektakulär aus wie z. B. in Turok, aber dafür sind sie recht ideenreich und besitzen ja zudem noch eine zweite Funktion, die es ebenfalls in sich hat.

Der direkte Konkurrent Quake 2 fällt nicht nur grafisch deutlich ab. Auch in den Punkten Leveldesign, Gegner und Multiplayer Option muß ID's aktuelles 3D Spiel deutlich Federn lassen, so daß sich Unreal tatsächlich als neue Referenz in Action Genre bezeichnen darf.
Wertung: 85 %

Hardware Labor

Genre: Action
Erschienen: 07/98
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P100 / 16MB : Unspielbar
P200 / 80MB
mit Voodoo 1
: Noch spielbar
Cel 300 / 128MB
mit Voodoo 2
: Noch spielbar
Cel 366 / 128MB
mit Riva TNT
: Spielbar
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Hersteller
Schwierigkeitsgrad
Multiplayer
Sprache
:
:
:
:
Epic Megagames
Variabel
Netzwerk, Internet
englisch
 

Copyrights 1999